Heilig ist, was gross ist

„Dein Name werde geheiligt“, lautet die erste Bitte vom Unser Vater, das Jesus seine Jünger gelehrt hat (Matthäus 6,9).
„Mach deinen Namen gross in der Welt“, „übersetzt“ die Gute Nachricht Bibel (Deutsche Bibelgesellschaft 1997).

Damit hat die Übersetzung entschieden: Heilig sein heisst gross sein. So denken wahrscheinlich die meisten Menschen: Beachtenswert ist, was gross dasteht. Das Grosse kommt zur Geltung. In der Bibel aber ist das nicht so. Heilig sein kann auch, was klein und in der Welt unbeachtet, vielleicht sogar verachtet ist. Die „Gute Nachricht“ weiss das nicht. Sie hat sich angepasst an die Werturteile der Welt.


„Hoffnung für alle“ „übersetzt“ im Jahr 1996 an dieser Stelle vorsichtiger:
„Dein heiliger Name soll geehrt werden!“

Auch diese Formulierung sagt aber viel weniger als der griechische Urtext: Sie verengt die erste Bitte vom Unser Vater in den Bereich dessen, was die Menschen tun. „Heiligen“ heisst im Hebräischen und Griechischen aber zuerst einmal aussondern: Heilig wird etwas dadurch, dass es ausgegrenzt wird aus den Interessen der Menschen und den Alltagsbedürfnissen. Gottes Name soll nicht missbraucht werden für private, politische oder religiöse Zwecke.
Das verdeckt „Hoffnung für alle“. Nicht die Gefahr des Missbrauchs, sondern die positive Forderung nach Verehrung („worship“) rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit.